WEB-GEAR Homepage - http://www.ansuma.ag.vu/ Heavy Metal - Hard Rock - Konzerte - Mitteleuropa

Genfer See (Wanda, August 2001)

Den Genfer See als solchen lernte ich schon als Kind in einem alten Mädchenbuch (Lesetipp: Luise Koppen: Das Dorli. Stuttgart, Levy & Müller, [1898]) kennen, das ich von meiner Großmutter geerbt hatte. Dort erzählt eine der Protagonistinnen ebenso wortgewaltig wie schwülstig von ihrer dortigen Heimat zwischen Rosen- und Weinhügeln, und von der blauen Bergen in der Ferne.

Na, so ein Blödsinn & so ein Kitsch! Wer glaubt denn sowas?!?

Als an diesem heißen Sommertag die Bahn aber um jene Kurve fuhr, hinter der man zum ersten Mal den Genfer See sieht, da war es wirklich so: der See, selber fast unwirklich blau, die grünen Hügel und die blühenden Gärten. Und die blauen Berge in der Ferne.

(Der Genfer See bei Montreux).

Und -Kitsch hin oder her- ich fand bisher keine anderen Worte, die die manchmal so unwirkliche Schönheit dieser Gegend besser beschreiben ...

Mein "Standort" bei diesem Urlaub war die alte Kathedralstadt Lausanne, die auf einem steilen Hügel über dem See thront.

(Die Oberstadt von Lausanne mit den Türmen der Kathedrale).

Und Lausanne ist eine alte, eigenartige Stadt mit einem alten, eigenartigen Flair, deren Altstadt sich im Großen & Ganzen in drei Teile teilt:

Da ist die Oberstadt mit ihren Bischofsschlössern & Renaissancehäusern, die auf der Spitze des Hügels die gotische Kathedrale umgibt, und durch deren stille Gassen der heiße Wind immer wieder Musikfetzen aus dem einzigen Jazzlokal in diesem Viertel weht.

Direkt unterhalb & vom Kathedralviertel aus nur durch steile, teilweise überdachte Treppen zu erreichen, liegt nun das einstige Kaufmanns- und heutigte Einkaufsviertel La Palud, dessen ebenfalls sehr alte Straßen vor Leben aber nur so quireln. Eigenartigerweise ist die so nahe Kathedrale von hier aus nicht zu sehen, nur zu hören, wenn sie die Stunden schlägt.

Und unterhalb vom Palud beginnt sich das Villenviertel von Ouchy bis zum Seeufer hinunter zu senken, und die stillen Straßen, die man da durchwandert strahlen einen eigenartig ruhigen, dabei aber fast südländischen Charme aus. Vom See aus führt aber eine Zahnrad-U-Bahn den ganzen, steilen Weg wieder bergauf zum Palud, bis zum der Treppe, die zu der alles überblickenden Kathedrale zurück führt ...

Fast noch bekannter als Lausanne ist das nahe Montreux, der alte Ferienort der Reichen & Schönen.

(Freddy's Denkmal auf der Promenade von Montreux).

Und dessen große, alte, wahrhaft hochherrschaftliche Hotels, die da sehr würdevoll am Seeufer hingelagert sind, prägen bis heute das Ortsbild & geben der sonst etwas gesichtslosen Stadt einen eigenen, morbiden Charme.

Viel lebendiger als diese Hotelkolosse ist aber die Uferpromenade von Montreux mit ihrer exotischen Bepflanzung, und vor allem mit ihren Denkmälern für all die Zelebritäten, die in Montreux lebten oder sich zumindest einmal hier aufhielten. Neben der Kaiserin Elisabeth und Charlie Chaplin hat hier auch Freddy Mercury sein Denkmal ... und er scheint sich immer noch hier wohlzufühlen!

Gesäumt von leuchtend bunten, exotischen Pflanzen, die hier sich in den Bergen aber ebenfalls sehr wohlzufühlen scheinen, führt diese Promenade aber bis zum Schloss Chillon, dem Schweizer Märchenschloss par excellence. 

(Schloss Chillon von der Landseite aus).

Dieses mittelalterliche Wasserschloss verdankt seinen Ruhm zwar einerseits sehr wohl seiner wahrhaft traumhaften Lage zwischen den Bergen & dem See, vor allem aber einem Gedicht von Lord Byron (Lesetipp: Lord Byron: Der Gefangene von Chillon; das Gedicht ist in allen erdenklichen Ausgaben im Museumsshop zu haben), das einen an sich eher unbekannten Reformator, der hier eingekerkert war, wortgewaltig feiert - und das die einstige Festung der Berner Vögte weltberühmt machte.

Von Religionsquerelen & Schauerromantik merkt man in Chillon aber nicht mehr viel: das Schloss strahlt mit all seinen perfekt erhaltenen Türmchen & Söllern vielmehr eine verspielte Liebenswürdigkeit aus und präsentiert sich mit viel Genuß & einem leisen Lächeln seinen neugierigen Besuchern, die es auch auf eigene Faust erkunden dürfen. Und das artet zu einem Spzaziergang durch eine andere Zeit aus - die ja vielleicht doch nicht so schlimm war, wie man immer meint ...

An meinem letzten Tag am Genfer See machte ich noch einen Abstecher nach Lutry, einem Städtchen, das heute zum Stadtgebiet von Lausanne gehört.

(Die Steinsetzungen mitten im Ortskern von Lutry).

Das Städtchen, das zum "Borough-Typ" gehört (seine Häuser sind ein Teil der Stadtbefestigung) ist nun für seinen geschlossen erhaltenen, mittelalterlichen Stadtkern berühmt - noch mehr aber für seine Steinsetzungen.

Und an diesem vor lauter Hitze diesigen Tag durchwanderte ich nun die seinen wahrhaft mäandrischen Gässchen von Lutry, die mich im Kreis zu führen schienen & mich doch nie an dieselbe Stelle zurückbrachten, bestaunte die versteckte, gotische, mit Blumenranken ausgemalte Kirche, die von einer Katze bewacht wird & stand endlich vor der Steinreihe direkt im Herzen von Lutry. Es schlug gerade Mittag und plötzlich hing ein Geruch von angebrannter Milch in der heißen Luft.

Und ich stand mitten in dieser kleinen Stadt inmitten von Steinsetzungen, die für die Leute hier offenbar immer viel selbstverständlicher als für unsereinen waren - und ich hatte für ein paar Momente den Eindruck, zwischen den Zeiten gelandet zu sein ...

Und mit dieser eigenartigen, morbiden Erinnerung möchte ich mich von Lutry, Lausanne & dem ganzen Genfer See verabschieden ...

 

Kostenlose Homepage erstellt mit Web-Gear


Zum Seitenanfang